Der Herbst lag über den Hügeln des Aargaus, ein goldenes Licht, das langsam dem Grau wich. Die Luft war feucht, ein feiner Nebel zog sich durch die Reben. Es war dieser Moment im Jahr, an dem die Jahreszeit kippt, an dem die Blätter noch festhalten, als wollten sie den Winter hinauszögern.
Ich traf Adrian Hartmann in Oberflachs, im Schenkenbergertal. Eine Region, die kaum Aufsehen erregt, aber für den Weinbau unglaublich spannend ist. Hier prägt der alte Muschelkalk die Böden, die Rebberge sind nach Süden ausgerichtet und genießen lange Sonnentage, während die Winde die Trauben gesund halten. Perfekte Bedingungen für elegante, finessenreiche Weine.
Adrian wartete vor seinem Keller – ruhig, bedacht, jemand, der nichts überstürzt. 2016 gründete er Adrians Weingut, nachdem er in verschiedenen Schweizer Weinregionen gelernt und gearbeitet hatte. Vier Hektar bewirtschaftet er heute biodynamisch, überzeugt, dass ein lebendiger Wein nur aus einem gesunden Boden entstehen kann.
Beim Spaziergang durch die letzten bunten Rebzeilen erzählte Adrian von seiner Arbeitsweise. Kein synthetischer Pflanzenschutz. Keine chemischen Dünger. Kein Druck auf die Reben. Nicht aus Prinzip, sondern aus Überzeugung. „Man arbeitet mit der Natur oder gegen sie. Die zweite Option endet nie gut.“
Der Boden in Oberflachs ist alt, voller Kalk, ideal für feingliedrige Weine. Die Hanglage sorgt für optimale Reifebedingungen. „Hier geht es nicht um Kraft, sondern um Balance.“
Auf die Frage, welcher Wein ihn selbst am besten widerspiegelt, überlegte er kurz und lächelte: „Pinot Noir. Tiefgründig, aber nicht auf den ersten Blick. Er braucht Zeit.“
Die Wolken verdichteten sich, es roch nach Regen. Wir gingen in den Keller – schlicht, ruhig, funktional. Adrian schenkte das erste Glas ein.
Pinot Noir
Zurückhaltend im Duft, rote Beeren, feine Würze. Am Gaumen klar, mit Spannung, seidigen Tanninen, einer Struktur, die bleibt. Ein Wein für den Tisch, für ein Essen, das Zeit bekommen hat – wie ein Aargauer Schweinebraten mit Dörrpflaumen.
Riesling-Sylvaner
Ein Weißwein mit Zug. Frisch, knackig, Noten von grünem Apfel und Kräutern. Präzise, ohne Schnörkel. Perfekt zu Fisch aus dem See oder einer gereiften Raclette.
Elbling
Dann die Überraschung. Eine fast vergessene Rebsorte, die hier wieder Fuß fasst. Lebendig, mit einer feinen Salznote. Ein Wein, der nach Austern ruft oder einfach nach Brot, Käse und einem langen Nachmittag.
Adrian Hartmann braucht keine großen Worte. Seine Weine erzählen die Geschichte – präzise, pur, genau im Einklang mit dem Boden, den er pflegt.
Als ich Oberflachs verließ, lagen die Weinberge hinter mir, ein Wechselspiel aus kahlen Stöcken und Blättern, die sich noch nicht geschlagen gaben. Der Aargau drängt sich nicht auf. Wer hinschaut, erkennt, was er zu bieten hat.
Seine Weine gibt’s hier: : adrians-weingut.ch
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